Gespräche mit der Risikogruppe – Sabrina aus Münster

Auf einem blauen Untergrund liegen links ein paar Einmal-Mund-Nasen-Masken. Darauf steht ein Text: Reihe, Gespräche mit der Risikogruppe
12.06.2020

Im Zusammenhang mit dem Coronavirus wird in den Medien häufig von sogenannten „Risikogruppen“ gesprochen. Doch wer gehört eigentlich alles dazu? Unser Team vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Münster hat vor ein paar Wochen mit verschiedenen Menschen aus der Risikogruppe telefoniert. Sie haben erklärt, wie sie die aktuelle Situation erleben. In einer kleinen Reihe werden wir auf unserer Seite die einzelnen Beiträge veröffentlichen.

 

„Hallo, ich bin Sabrina, 21 Jahre alt und komme aus Münster. Für mich wäre es lebensbedrohlich, wenn ich an dem Coronavirus erkranken würde. Denn ich gehöre zur #Risikogruppe, weil ich eine Herz-Lungen-Erkrankung habe, welche auf einen angeborenen Herzfehler zurückzuführen ist. Genaugenommen lebe ich mit einem halben Herzen.

Sabrina blickt mit leicht angeschrägtem Kopf in die Kamera. Sie hat mittellange, braune Haare und trägt einen schwarz-weiß gestreiften Pullover. In der Nase befindet sich ein transparenter Schlauch, der zu einem Sauerstoffgerät führt.

Ich schreibe schon länger Texte für mich und als ich anfing, diese zu teilen, merkte ich wie die Texte nicht nur mir Mut machten, sondern auch anderen, die in einer ähnlichen Situation stecken. Vor einiger Zeit habe ich angefangen solche Texte und andere Dinge zu Themen, die mir wichtig sind und teilweise noch Tabuthemen sind, wie Behinderung, chronischer Krankheit, Mentale Gesundheit oder Selbstliebe auf meiner Instagram-Seite: fragments_of_living und der dazugehörigen Website zu teilen. Dort möchte ich meine Reichweite nutzen, um anderen Mut zu machen, denn nur weil Du Narben hast oder nicht alles mitmachen kannst, bist Du nicht weniger wert!

Da ich zur Risikogruppe gehöre, muss ich mich vor dem Coronavirus schützen und habe deshalb seit 4 Wochen das Haus nicht mehr verlassen und gehe nicht mehr einkaufen. Doch im Gegensatz zu anderen bin ich daran gewöhnt Tage lang im Bett zu liegen oder Verabredungen abzusagen, weil es mir öfter gesundheitlich schlecht geht. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschheit in Risikogruppe und in Nicht-Risikogruppe gespalten werden kann. Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen durch diese Krise lernen mehr nach links und nach rechts zu schauen, dass die Solidarität wächst und der Egoismus schrumpft und die Randgruppen, sowie Risikogruppen nicht vergessen werden!

Wir, die Risikogruppe sind viele. Denn dazu gehören nicht nur Menschen mit einer Vorerkrankung oder ältere Menschen, sondern auch Asthmatiker, Diabetiker oder Raucher. Wir wollen arbeiten, wir wollen unsere Freizeit genießen, wir wollen am Leben teilnehmen, sowie jeder andere auch!“