Die 70er Jahre gelten allgemein als Jahre des gesellschaftlichen Aufbruchs und der Neuorientierung. Weite gesellschaftliche Bereiche versuchten, alte und verkrustete Überbleibsel der Vergangenheit abzuschütteln.
Mit dieser Entwicklung einher, gingen bürgerrechtliche Bewegungen und Initiativen, die insbesondere durch die Forderung nach mehr „Selbstbestimmung“ und „Eigenverantwortung“ gekennzeichnet waren. Die Behindertenbewegung strebte nach einer Loslösung aus der Fürsorge des Staates und der Wohlfahrtspflege. Sie wollte eigene Strukturen bilden und eigenverantwortlich handeln. Staatlicherseits wurde eine direkte Förderung von Selbsthilfeverbänden, unabhängig vom Nachweis einer Mitgliedschaft in einem Wohlfahrtsverband, ermöglicht. Am 20. September 1971 kamen Vertreter*innen von sechs Selbsthilfeverbänden zusammen, um in Eigenregie einen Dachverband zu gründen, mit dem Namen „Landesarbeitsgemeinschaft NW Hilfe für Behinderte“.
1971 – 2000
Gründung des Dachverbandes „Landesarbeitsgemeinschaft NW Hilfe für Behinderte e.V.“
21 Mitgliedsverbände mit insgesamt 61.000 Einzelmitgliedern wurden gezählt, Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Düsseldorf.
Beitritt in die BAG Hilfe für Behinderte (bestehend seit 1967; 2005 umbenannt in BAG SELBSTHILFE).
Installierung des Projektes „Beratungs- und Informationsnetz Selbsthilfe“.
Start der LAG-Schulungsangebote zu Rehabilitation und Recht sowie zur sozialen Kompetenz als Training ehrenamtlich Engagierter.
LAG NW Hilfe für Behinderte wird zentrale Ansprechpartnerin für die Deutsche Bahn zur barrierefreien Gestaltung von Bahnhöfen.
Tagung zum gemeinsamen Unterricht mit Jakob Muth (einem der damals profiliertesten und leidenschaftlichsten Fürsprecher der Integration), bei welcher eine zentrale Forderung das Umdenken in der Bildungspolitik war.
Eine Welle von Gewalt gegen Menschen mit Behinderung schwappte über die gesamte Republik → LAG NW Hilfe für Behinderte erarbeitete eine Dokumentation, die Anlass für eine Anhörung im Landtag wurde.
Namensänderung der „LAG NW Hilfe für Behinderte e.V.“ in „LAG SELBSTHILFE Behinderter e.V.“. Behindertenbewegung in der Bundesrepublik erreichte eine Grundgesetzergänzung („Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, GG Art. 3 Abs. 3 Satz 2). Erster Landesbehindertentag NRW, von der LAG SELBSTHILFE Behinderter unter Beteiligung von SoVD und VdK organisiert.
Gründung des Netzwerks „Frauen und Mädchen mit Behinderung/ chronischer Erkrankung NRW“. Gründung des Landesbehindertenrates NRW.
Installierung des NetzwerkBüros als Projekt der LAG SELBSTHILFE Behinderter. Die besondere Problematik von Frauen und Mädchen mit Behinderung, das Phänomen der doppelten Diskriminierung, wurde seitdem mit großer Resonanz einer erweiterten Öffentlichkeit bekannt gemacht sowie Wege für Verbesserungen entwickelt und an Multiplikator*innen und gesellschaftliche Akteur*innen vermittelt. Durchführung von 13 Projekten zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung von Frauen und Mädchen mit Behinderung, gefördert vom MFJFG.
Urteil des Bundesverfassungsgerichts, indem grundsätzlich das Recht behinderter Kinder am Regelunterricht teilzunehmen, bestätigt wurde.
2001 – heute
Gleichstellungsgesetzgebung auf der Bundes- und Landesebene.
Namensänderung der „LAG SELBSTHILFE Behinderter e.V.“ in „LAG SELBSTHILFE NRW e.V.“. Intensive Beteiligung am Start der Agentur Barrierefrei NRW und Zusammenarbeit bis heute.
Mitwirkung in der Arbeitsgruppe bei der Deutschen Bahn zur Begleitung des Programmes zur Barrierefreiheit.
Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) durch den deutschen Bundestag. → Steigerung der Beteiligung der LAG SELBSTHILFE NRW an Aktionen, Gremien und Stellungnahmen und Erhalt weiterer Verantwortung im Prozess der Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft.
Tagung „Inklusive Schule in NRW‘ mit Prof. Werning.
40-jähriges Bestehen der LAG SELBSTHILFE NRW, Jubiläumsveranstaltung mit 300 Teilnehmer*innen in der Zeche Zollern in Dortmund.
Aufbau eines unabhängigen Beratungsangebotes zum „Persönlichen Budget“ für Münster. Mitwirkung am Leitfaden 2012 „Barrierefreiheit Straßenraum“ von Straßen NRW.
Installierung des Projektes „Politische Partizipation von Menschen mit Behinderung in den Kommunen stärken!“.
Installierung des „Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben“ für den Regierungsbezirk Münster, gefördert durch den ESF-Sozialfonds. Abschlussveranstaltung zur dreijährigen Forschung zum Thema “Politische Partizipation von Menschen mit Behinderung stärken!” sowie der Veröffentlichung konkreter Handlungsempfehlungen und Start des Folgeprojektes „Mehr Partizipation wagen!“.
Mitwirkung am Projekt „KompetenzNetzwerk Angehörigenunterstützung und Pflegeberatung in NRW“.